Die fragende Person macht dabei jedoch einige gedankliche Fehler:
Es wird davon ausgegangen, dass das Töten von Pflanzen gleich schlimm ist wie das Töten von Tieren. Wenn man diesen Gedanken weiterführt, muss man zum Schluss kommen, dass auch das Töten von Menschen gleichzusetzten ist mit dem Töten von Tieren, denn der körperliche Unterschied zwischen Mensch und Tier ist zweifellos viel geringer, als derjenige zwischen Tieren und Pflanzen. Es ist also reine Willkür, das Töten von Tieren mit dem Töten von Pflanzen gleichzusetzten, dasjenige von Menschen aber nicht darin einzubeziehen. Konsequenterweise müsste man also mit obiger Argumentationsweise auch den Kannibalismus gutheissen.
Ein weiterer Punkt, der bei dieser Behauptung nicht beachtet wird, ist: Jeder moralisch denkende Mensch versucht unnötiges Leiden zu vermeiden. Da kein Mensch ohne zu Essen überleben kann, lässt es sich leider nicht umgehen, Leben zu vernichten, um selbst zu überleben [1]. Es stellt sich hierbei also die Frage: Welche Ernährungsweise erzeugt am wenigsten Leid? Bei einem Vergleich zwischen Mensch und Tier (vor allem in Bezug auf ihr Nervensystem) muss man davon ausgehen, dass (Säuge-)Tiere ebenso leidensfähig sind wie Menschen. Bei Pflanzen kann man zwar gewisse «Gefühle» feststellen [2]. Mangels eines komplexen Nervensystems kann jedoch vermutet werden, dass ihre Leidensfähigkeit nicht so stark ausgeprägt ist wie dasjenige der Tiere und der Menschen [3]. Pflanzen sollten
nicht willkürlich getötet werden. Wenn man aber vor die Wahl gestellt wird, ein Tier oder eine Pflanze zu töten, um selbst überleben zu können, dann wird durch das Töten des Tieres bestimmt mehr Leiden verursacht.
Zu bedenken ist noch, dass ein Tier, bevor es vom Menschen getötet und gegessen wird, sich seinerseits von Pflanzen ernährt hat [4]. Daraus folgt, dass selbst wenn Menschen, Tiere und Pflanzen im selben Masse leidensfähig wären, mehr Leid durch das Essen von Tieren verursacht würde, weil zu deren Aufzucht bereits viele Pflanzen zusätzlich «leiden» mussten.
Zum Schluss ein Zitat des konsequenten Tierschützers und Vegetariers M. Schwantje [5] :
"Es ist also ein ganz unberechtigter Vorwurf, dass der Vegetarier nicht konsequent seine sittlichen Grundsätze befolge, wenn er nicht auch die Pflanzenvernichtung vermeide, also nicht verhungere, um kein fremdes Leben zu zerstören.
Dagegen handeln die Menschen, die das Verzehren von Tierleichen deshalb für berechtigt erklären, weil auch die Pflanze ein beseeltes und empfindendes Wesen sei, inkonsequent, wenn sie nicht auch das Menschenfleischessen für berechtigt erklären."
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Fussnoten:
[1] Abgesehen von der Möglichkeit sich ausschliesslich von Früchten zu ernähren. Da Früchte von der Natur dazu geschaffen sind, um gegessen zu werden, damit die Samen der Pflanze von den Tieren möglichst weit verbreitet werden. Aber nicht nur beim Ernten von Früchten muss keine Pflanze vernichtet werden, Getreideähren z.B. sind längst verdorrt, wenn man das Getreide erntet. Bei dieser Betrachtung werden einfachheitshalber Menschen, die es offensichtlich geschafft haben ohne Nahrung auszukommen nicht berücksichtigt (z.B. Bruder Klaus oder Therese Neumann usw.). Zum Thema Breathairians siehe auch unter: Jasmuheen / Prana.[2] siehe hierzu: P. Tompkins / C. Bird: Das geheime Leben der Pflanzen, Fischer Taschenbuch Nr. 1977
[3] Einige Philosophen vertreten die Theorie, dass ein Lebewesen um so leidensfähiger sei, je stärker entwickelt seine Ausdrucksformen für Leiden sei. Dies würde die geringere Leidensfähigkeit der Pflanzen bestätigen
[4] Alle bei uns bekannten Nutztiere, die ihres Fleisches wegen gezüchtet werden, sind überwiegend Pflanzenfresser!
[5] Schwantje, Magnus: Gesammelte Werke Band 1 (Vegetarismus), S. 64, F. Hirthammer Verlag
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